In diesem Artikel möchte ich die Frage beantworten, wie man ausrechnet, ob sich eine Photovoltaikanlage lohnt oder nicht. Dazu führe ich die Objektrendite als Maßstab der Rentabilität ein und erkläre, wie man sie berechnet. Besonders wichtig ist, dass man gut darauf achtet, wie man diese Zahl interpretiert, um nicht am Ende falsche Schlüsse zu ziehen und ein hohes Risiko bei der Investition einzugehen. In der Mitte des Artikels befindet sich ein kleiner Rechner, der es erlaubt, die Objektrendite einer kleinen Photovoltaikanlage abzuschätzen.
Wie ermittelt man die Objektrendite?
Wie immer ist es hilfreich, ein konkretes Beispiel zu besprechen. Nehmen wir einmal an, dass Herr Schmitz sich eine Photovoltaikanlage auf seinem Zweifamilienhaus wünscht, in dem er mit seiner 5-köpfigen Familie und seinen Eltern wohnt. Er hat auch bereits ein Angebot vorliegen und würde gerne überprüfen, ob der Kauf der Anlage ein gutes Geschäft ist. Der Installateur bietet ihm an, eine Leistung von 5 kWp für insgesamt 6500 € zu installieren (alle Preise sind im Folgenden Nettopreise).
Um nun ausgehend von diesem Angebot eine sinnvolle Kalkulation anzustellen, müssen wir noch ein paar weitere Zahlen kennen:
- Die jährlichen Betriebskosten geben an, wie viel Prozent der Investitionssumme (also von 6500 €) pro Jahr für den Betrieb und die Instandhaltung der Anlage verwendet werden müssen. Generell wird dafür meistens ein Wert zwischen 1 % und 2 % angesetzt.
- Der jährliche Stromertrag gibt an, wie viele kWh Energie die Anlage im Jahr pro kWp installierter Leistung erzeugt. Er ist stark vom Standort und der Verschattungssituation abhängig. Außerdem unterliegt er auch jährlichen Schwankungen aufgrund wechselnder Bewölkung.
- Die staatliche Vergütung ist der garantierte Abnahmepreis, zu dem jeder seinen selbst produzierten Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einspeisen darf. Die Vergütung ändert sich in regelmäßigen Abständen und kann zum Beispiel bei der Bundesnetzagentur eingesehen werden.
- Wichtig ist auch der Strompreis von Herrn Schmitz, damit er ausrechnen kann, was er durch selbst verbrauchten Solarstrom einspart. Hier nimmt man den Netto-Arbeitspreis (inkl. Stromsteuer), der in der Stromrechnung aufgeführt ist.
- Zuletzt muss noch abgeschätzt werden, wie hoch der Anteil des Eigenverbrauchs an der insgesamt erzeugten Strommenge ist. Diese Zahl ist stark von der Nutzung des Gebäudes abhängig und im Allgemeinen ohne Stromspeicher für Wohnhäuser unter 50 %.
Die Werte, welche der Installateur Herrn Schmitz in seinem Angebot dafür angegeben hat, sind im nachfolgenden Rechner eingetragen. Ein Klick auf „Update“ liefert nun als Ergebnis eine Objektrendite von 6,61 %.
Die Berechnung der Objektrendite findet dabei mithilfe der Internen-Zinsfuß-Methode statt. Das heißt, es werden zunächst die Zahlungsströme für die nächsten 20 Jahre berechnet und dann der interne Zinssatz ermittelt, bei dem der Kapitalwert 0 wird. Die Zahlungsströme sind dabei ziemlich einfach. Am Anfang, im Jahr 0, muss Herr Schmitz 5 · 1300 € = 6500 € bezahlen, also ist die Auszahlung für Herrn Schmitz -6500 €.
In den Jahren 1 bis 20 ergeben sich die Auszahlungen als Summe von Einnahmen und Ausgaben. Die einzige Ausgabe sind die Betriebskosten mit 0,01 · 6500 € = 65 € im Jahr. Für die Einnahmen berechnen wir zunächst die jährlich erzeugte Strommenge zu 800 · 5 = 4000 kWh. Herr Schmitz erhält dann eine jährliche Vergütung von 2000 · 0,1231 = 246,2 € und spart durch Eigenverbrauch 2000 · 0,207 = 414 € im Jahr ein. In Summe bekommt er von seiner Solaranlage pro Jahr also 246,2 + 414 - 65 = 595,2 € zurück. Die Anwendung der Internen-Zinsfuß-Methode liefert dann bei dieser Auszahlungsstruktur einen internen Zinssatz von 6,61 %.
Was bedeutet die Objektrendite?
Zuerst möchte ich eine wichtige Warnung aussprechen: Dieser Zinssatz von 6,61 % ist nicht der Wert, mit dem Herrn Schmitz' Anfangsinvestition von 6500 € jedes Jahr verzinst wird. Die Investition verhält sich viel mehr wie ein Darlehen, das Herr Schmitz vergibt. Sagen wir, er gibt seinem Sohn ein Darlehen von 6500 €, das mit 6,61 % verzinst wird und über 20 Jahre zurückgezahlt werden soll. Sein Sohn zahlt dazu jährlich eine feste Annuität. Die Formel im verlinkten Artikel ergibt dann eine jährliche Zahlung des Sohnes von 595,08 €, was abgesehen von Rundungsfehlern genau der Summe entspricht, welche die Solaranlage pro Jahr abwirft.
Konkret bedeutet das, dass von den 595,2 €, welche die Anlage im ersten Jahr abwirft, 6500 · 6,61 % = 429,65 € "Zinsen" sind und 595,2 - 429,65 = 165,55 € "Tilgung". Beides steht Herrn Schmitz am Ende des ersten Jahres wieder zur Verfügung, um damit z. B. eine neue Solaranlage zu finanzieren. Im zweiten Jahr werden dann nur noch die verbleibenden 6500 - 165,55 = 6334,45 € "verzinst" und der Tilgungsanteil wird größer. Wenn man den Vergleich zu einem Sparkonto ziehen möchte, kann man es auch so betrachten, dass man 6500 € zu 6,61 % p. a. anlegt und jedes Jahr den "Tilgungsanteil" und den "Zinsanteil" der Solarinvestition abhebt, um damit etwas anderes anzufangen.
Die Objektrendite ist am Ende also wirklich ein Maß dafür, wie rentabel die Photovoltaikanlage ist. Allerdings darf man sie gedanklich nicht mit einem Sparkonto in Verbindung bringen, sondern vielmehr mit einem Darlehen. Und eins ist klar: Ist die Objektrendite negativ, macht die Investition keinen Sinn. Denn wer vergibt schon ein Darlehen, bei dem er draufzahlt!?
Ein großer Vorteil der Objektrendite besteht darin, dass sie Investitionen in unterschiedliche Photovoltaikanlagen vergleichbar macht. Wenn Herr Schmitz die Wahl zwischen zwei verschiedenen Modultypen hat, dann macht es immer Sinn, sich für die Module zu entscheiden, welche die höhere Objektrendite versprechen. Natürlich muss man bei dem Vergleich auf alle Parameter achten, denn billigere Module benötigen vielleicht höhere jährliche Betriebskosten und Module mit einem höheren Wirkungsgrad erhöhen den jährlichen Stromertrag. Das gilt sogar unabhängig von der gewählten Finanzierungsstruktur. Das heißt, es ist egal, ob ich einen Kredit für die Anlage aufnehme oder nicht. Eine höhere Objektrendite ist immer besser.
Stolperfallen bei der Berechnung
Wenn man die Objektrendite für eine Photovoltaikanlage berechnet, sollte man gedanklich auf gewisse Stolpersteine vorbereitet sein. Zuerst ist dabei die starke Abhängigkeit der Rendite von den Parametern zu nennen. Ändern wir die Werte im obigen Beispiel ein klein wenig, indem wir die Betriebskosten konservativ auf 2 % setzen und den Eigenverbrauch auf realistischere 20 %, dann sinkt die Objektrendite auf 2,82 %. Das ist weniger als die Hälfte der ursprünglichen 6,61 %! Deshalb macht es Sinn, bei der Berechnung auch mal ein bisschen mit den Parametern zu spielen.
Gerade bei dem einfachen Rechner, den ich auf dieser Seite implementiert habe, muss dringend beachtet werden, dass einige gesetzliche Rahmenbedingungen überhaupt nicht berücksichtigt werden. Insbesondere fehlen der Einfluss von Steuern und der Effekt von Steuererleichterungen durch die Abschreibung der Investition. Aktuell (Stand 2016) müssen auch Anlagenbetreiber von neuen Photovoltaikanlagen mit über 10 kWp installierter Leistung einen Teil der EEG-Umlage auf selbst verbrauchten Solarstrom bezahlen.
Am Ende ist die Objektrendite also ein weiteres Werkzeug für jeden, der sich mit Photovoltaikanlagen oder anderen Investitionen beschäftigt. Wie bei jedem Werkzeug braucht es etwas Zeit, um sich damit vertraut zu machen, sein volles Potenzial zu entdecken und sich der möglichen Gefahren bei der Anwendung bewusst zu werden. Ich hoffe, dass ich dazu einen kleinen Beitrag leisten konnte. Wie immer freue ich mich über Feedback, insbesondere wenn es mir dabei hilft, meinen Lesern zuverlässigere Informationen und einen besseren Service bieten zu können!